Wir inspirieren den Systemwandel in der Bienenhaltung:

Tierwohl · Biodiversität · faire Preise · Ernährungssicherheit


20.05.2023 Weltbienentag: Imker sind mit ihren Bienenvölkern Bewahrer der Biodiversität


Imker sind mit ihren Bienenvölkern Bewahrer der Biodiversität

Bienen leisten mit ihrer Ökosystemdienstleistung einen wesentlichen Beitrag zur Bestäubung der Kultur- und Naturpflanzen und stabilisieren damit die Ernährungssicherheit. So der Schulleiter der Prof. Ludwig Armbruster Imkerschule, Imkermeister Jürgen Binder anlässlich des Weltbienentags 2023. Etwa einhundert Personen nahmen im Laufe des Tages am Honigfrühstück im Innenhof des Schlosses Kirchberg an der Jagst teil, wo der Bienenzuchtverein Hohenlohe-Öhringen die Betreuung der Gäste und einen Verkauf von Bienenprodukten übernommen hatte.

Der Weltbienentag wird jährlich am 20. Mai zelebriert, um auf die Bedeutung des Handwerks der Bienenhaltung und die Bedeutung der anderen Bestäuberinsekten aufmerksam zu machen. Den Weltbienentag 2023 veranstaltete die Prof. Ludwig Armbruster Imkerschule anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens gemeinsam mit dem Neuen Imkerbund e.V. und dem Präsidenten der Apimomdia, Dr. Jeff Pettis, in Schloß Kirchberg an der Jagst. Binder verwies auf aktuelle Studien die aufzeigen, dass zwischen Wildbienen und Honigbienen lediglich eine Überschneidung von etwa 15 Prozent gemeinsam genutzter Pflanzen als Nahrungsquelle für Pollen und Nektar vorliegt. Die meisten Pflanzen, die von Wildbienen und Schmetterlingen beflogen werden, sind für Bienen völlig uninteressant. Es herrsche also je nach Standort keine relevante Nahrungskonkurrenz, vorausgesetzt, die Imkerschaft verzichte auf eine ganzjährige massive Aufstellung der Bienenvölker.
Während der Massentrachten sei eine massierte Aufstellung unproblematisch. Binder rief die Imkerschaft zu einer verstärkten Sorgfalt bei der Auswahl der Bienenstände und beim ganzjährigen Aufstellen der Bienenvölker auf.

Zu den größten Problemen der Imkerschaft zähle nach Binder der viel zu geringe Honigpreis, der viel zu geringe Preis für Bienen und Königinnen, die Belastung der Honige mit Pestiziden und Fungiziden sowie die weit verbreitete mangelhafte Kenntnis über Bienenbiologie und geeigneter Betriebsweisen. Während im Verkehr- und Wohnungsbau das Thema Energiesparen längst angekommen sei, wisse die Imkerschaft wenig über den Wärmehaushalt im Bienenvolk und die Möglichkeit, durch eine bessere Wärmedämmung des Brutnestes und der Honigräume 20 bis 30 kg Honig pro Volk und Jahr einzusparen. Allein mit den genannten Maßnahmen, der Anpassung des Brutraumes und der Verbesserung des Wärmehauhaltes, liessen sich die Ernten in Deutschland durch den geringeren Energieverbrauch der Völker verdoppeln, ohne ein einziges Volk zusätzlich aufzustellen.

Der Präsident des Welt-Imkerverbands Apimondia, Dr. Jeff Pettis, hat auf die Belastung der Bienenvölker mit Pestiziden und die damit verbundenen gravierenden gesundheitlichen Auswirkungen auf die Bienenvölker hingewiesen. Sind Bienenvölker Neonicotinoiden, Insektiziden oder Fungiziden ausgesetzt, verkürzt sich die Lebensdauer der Einzelbienen, was zu besonders gravierenden Langzeitfolgen führt. Werden diese Pestizide im Bienenbrot abgelagert und im Laufe des Jahres oder gar im nächsten Frühjahr von Bienen zur Aufzucht von Larven aufgebraucht, dann vergiftet sich die Brut auch noch Monate nach Eintrag der Giftstoffe. Seit Jahrzehnten gelinge es der Imkerschaft nicht, mit der Forderung nach einer Reduzierung von Insektiziden und anderen Ackergiften im der Landwirtschaft Gehör zu finden. Und dies, obwohl die Bestäubungsleistung direkten Einfluss auf die Erntemengen habe.

Auch der Klimawandel mache den Imkerinnen und Imkern zu schaffen. Immer früher beginnende Frühjahre, immer instabilere Wetterlagen und die drohenden Dürrezeiten im Sommer brächten völlig neue Herausforderungen für die Imkerschaft. Dabei sei es immer mehr von Bedeutung, dass auch die Imkerschaft sich dem ständigen Lernprozess aussetze und nicht auf althergebrachte Methoden poche. Die Kunst sei es, die in Traditionen gegossene Erfahrungen unserer imkerlichen Vorväter durch neue Techniken zu ergänzen.

Die Präsidentin des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes, Annette Seehaus-Arnold, wies in ihrem Grußwort auf die schwierige Situation der Erwerbsimker in Deutschland hin. Fehlende Förderinstrumente, ein hochriskantes landwirtschaftliches Umfeld und äußerst volatile Ernten mache es den Imkerinnen und Imkern schwer, einen Betrieb wirtschaftlich zu führen und Imkernachwuchs auszubilden. Außerdem bringe der in Massen eingeführte Fake- Honig das Preisgefüge zusätzlich durcheinander. Kein deutscher Imker könne mit den Produktionskosten gegenüber ausländischen Honigen konkurrieren, und schon gar nicht, wenn dieser mit billigem Fruktosesirup gestreckt und verfälscht wird.

Ralf Alles, Schatzmeister und Mitgliederverwalter beim Verband der Buckfastimker-Süd e.V., hat über das Isolieren der Königin für 20-24 Tage Ende Juni, sowie von einer Isolierung von Oktober bis Februar referiert und die Vorzüge einer garantiert brutfreien Überwinterung dargestellt. Er verzichtet auf den Einsatz von Chemie und arbeitet im Sommer mit Fangwaben. Laut Alles würde sich der Futterverbrauch auf etwa 12 kg reduzierenden bei Bedarf wäre eine garantiert effektive Winterbehandlung möglich und nach Ende der Isolierung würde die Königin in enorm effektiver Weise mit dem Brutnest starten. Dieser Beitrag ist im Zusammenhang mit den Bemühungen um eine Varroaresistenzzucht zu sehen, bei der zunächst auch eine Regelbetriebsweise mit einer brutfreien Phase im Sommer den Völkern mit ihrer Varroalast geholfen werden kann.

Bernhard Heuvel, der Vizepräsident des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes, hat in seinem Vortrag auf die Bedeutung der guten Ernährung und des frühzeitigen Beginns der Einwinterung hingewiesen. Sind die Bienen perfekt, langsam und kontinuierlich mit einem ausgewogenen Zucker/Eiweißverhältnis aufgefüttert und gut versorgt, dann gehen sie aufgrund ihrer Stärke und ihres Fettkörpers Ende Oktober aus der Brut, denn dann sei kein weiteres Brutgeschäft zum Erreichen der Überwinterungsstärke nötig. Aus diesem Grund verzichtet er auf die Brutentnahme und favorisiert stattdessen eine ganzjährige immer wiederkehrende Behandlung der Milben, um deren Entwicklung niedrig zu halten und ihre exponentielle Entwicklung zu unterdrücken. Er plädiert für einen invasiven Eingriff gegen die Milbe, um die Bienengesundheit stabil zu halten und die großen Varroaprobleme, die beim derzeitigen Modell des Laissez faire auftreten, abzumildern.

Lutz Eggert hat über die Bemühungen, Varroaresistenzzucht zu betreiben, gesprochen und auf die Fülle der zu beachtenden Faktoren hingewiesen. Vor allem die Viren und die Virenbelastung stehen einer standardisierten Überprüfung des Vermögens von Völkern, mit der Varroa fertig zu werden, im Wege.

Miklos Sorfözö, ein Imker und Bienenwissenschaftler aus Ungarn, hat auf die Bedeutung der Ernährung für die Lebensdauer von Bienen hingewiesen und in einer mehrjährigen Studie verschiedene Eiweißersatzfutterstoffe untersucht. Dabei ist deutlich geworden, dass die Zusammensetzung des Eiweißfutters ausschlaggebend für deren Wirkung sei. So gebe es Pollenersatzstoffe, die praktisch keinerlei Wirkung entfalten und die sogar in die Honigräume umgetragen werden. Nur bei der richtigen Zusammensetzung der Eiweiße und Aminosäuren entfalte Pollenersatzfutter seine Wirkung. Das Futter mit der Besten Wirkung verlängere die Lebensdauer von Arbeitsbienen um bis zu 60 Tage. Im Prinzip seien auf nahezu allen Standorten auch in Deutschland Phasen schlechter Eiweißversorgung zu erwarten. Mit der Gabe geeigneter Eiweißfutterteige könne einem Futtermangel und der damit verbundenen instabilen Bienengesundheit entgegengewirkt werden.

Jürgen Binder spracht im Zusammenhang einer möglichen Bewerbung Deutschlands für die erneute Austragung des Weltkongresses die Ehrenmitgliedschaft Friedrich Ruttners an. Der Mediziner Ruttner war begeisterter Anhänger der Nationalsozialisten, Mitglied der SA und der NSDAP sowie einer von nur drei Führungsfiguren der Führerschule der Deutschen Ärzteschaft Alt Rehse. Dort wurden die Rassegesetze des Nationalsozialismus entwickelt und gelehrt sowie Versuche an Menschen und die Beurteilung anhand der Physiognomien unterrichtet. Friedrich Ruttner war daher nach Auffassung Binders kein einfacher Mitläufer sondern eine Figur, die der Euthanasie im dritten Reich erheblich Vorschub geleistet hat. Die später von ihm entwickelte Taxierung von Carnica-Bienen mittels Cubital-Indexen und äußeren Erscheinungsmerkmalen entspringt der geistigen Welt des übelsten Rassismus des 20. Jahrhunderts. Diese Gedankenwelt lebt bis heute in manchen Züchterkreisen fort. Nach Binders Auffassung müsse die Bedeutung und Verantwortung Friedrich Ruttners endlich vertieft untersucht werden und ihm im Falle nachgewiesener Verbrechen gegen die Menschlickeit die Ehrenmitgliedschaft in der Apimondia entzogen werden.

Pressekontakt:

Jürgen Binder

buero@armbruster-imkerschule.de

Tel.: 0170 185 74 24